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Windows 10: Application Virtualization in Windows 10, Version 1607

Dieser Artikel ist Teil zwei der Blogserie zu Windows 10 App-V und UE-V:

Wie im ersten Teil der Blogserie beschrieben, erhielt man App-V bis zur Version 5.1 nur zusammen mit dem MDOP Paket. Dieses beinhaltete alle Komponenten, die man zur Paketerstellung und Verteilung benötigte. Seit Windows 10, Version 1607 bekommt man den App-V Client sozusagen „frei Haus“ mitgeliefert. Im Folgenden werde ich zunächst noch einmal kurz auf App-V 5.1 eingehen, bevor sich der größere Teil dieses Artikels mit den Neuerungen in Version 1607 beschäftigen wird und welche Schritte ggf. nötig sind, um die einzelnen App-V Bestandteile zu nutzen.

Komponenten von App-V 5.1

Die Voraussetzungen für die Installation der einzelnen Komponenten von App-V ist unter dem folgenden Link zu finden: https://technet.microsoft.com/itpro/mdop/appv-v5/app-v-51-prerequisites. Das folgende Bild zeigt die verschiedenen Möglichkeiten, eine App-V Struktur zu erstellen bzw. die Pakete darin zu verteilen.

Abbildung 1: App-V 5.1 Infrastruktur, Quelle: https://blogs.technet.microsoft.com/tnmag/2008/09/22/virtualization-getting-started-with-microsoft-app-v/

Ausgangspunkt für die Erstellung von App-V Paketen ist der sogenannte Sequencer. Dabei handelt es sich um eine Clean Machine, d.h. auf ihr sind außer der Windows Standard Installation keine weiteren Programme installiert. Ebenso sollte der Windows Defender, Windows Search und auch die Windows Updates ausgeschaltet werden. Weiterhin sollte er möglichst der Konfiguration der Computer entsprechen, auf denen die Programme bzw. gestreamten App-V Pakete später verwendet werden. Nach der Installation des Sequencer auf diesem Computer oder einer Virtuellen Maschine, sollte davon ein Snapshot erstellt werden; daher ist eine VM vorteilhafter. Auf dieser werden die einzelnen Programme installiert, während der Sequencer läuft. Während der Prozedur werden die Systemeinstellungen und -änderungen vor und nach der Installation des Programmes erfasst. Anschließend wird daraus das App-V Paket erstellt. Im Anschluss daran sind u.a. noch Änderungen an der Registry, dem Filesystem und an Shortcuts möglich. Ist das Paket fertig erstellt und bearbeitet, wird die VM mittels des Snapshot zurückgesetzt und man kann damit beginnen, das nächste Paket zu erstellen.
Die nächste Komponente ist der Management Server. Dieser stellt die Funktionalität bereit, die gesamte App-V Umgebung zu administrieren. Hier werden Pakete hinzugefügt und die Berechtigungen für diese verwaltet. Weiterhin nutzt der Management Server eine Microsoft SQL Datenbank, um die Daten zu speichern.
Der Publishing Server ist die einzige Komponente, die mit dem App-V Client kommuniziert. Wird ein Paket auf dem Management Server veröffentlicht, erzeugt dieser auf dem Publishing Server eine .xml Datei. In dieser Datei stehen Informationen wie z.B. die Berechtigungsgruppen für ein App-V Paket und der Ablageort des Paketes.
Die letzte Komponente ist der App-V Client. Dabei gilt es zwischen der Client Version für Desktopsysteme und der für RDS-Systeme zu unterscheiden. Dieser ist auf den Zielsystemen installiert. Dort empfängt er die gestreamten Applikationen und stellt diese den Benutzern zu Verfügung. Außerdem speichert er benutzerspezifische Einstellungen der Applikationen, wie z.B. Registry- und Dateiänderungen, innerhalb der Benutzerprofile. Eine Übersicht über die einzelnen Komponenten ist hier zu finden: https://technet.microsoft.com/en-us/itpro/mdop/appv-v5/getting-started-with-app-v-51.

App-V Änderungen in Version 1607

Seit Version 1607 ist der App-V Client direkt in Windows 10 integriert. Jedoch nur in den Versionen Enterprise und Education. Er muss über entsprechende PowerShell Befehle oder Gruppenrichtlinien aktiviert werden. Die Serverkomponenten sind weiterhin im MDOP-Paket enthalten. Der Sequencer, der zur Erzeugung der App-V Pakete benötigt wird, ist über das Windows Assessment and Deployment Kit (Windows ADK) für Windows 10, Version 1607 erhältlich.
Generell gibt es zwei mögliche Wege, das „neue“ App-V zu nutzen. Entweder durch ein In-Place Upgrade auf Windows 10 auf den Benutzergeräten, wenn App-V bereits im Einsatz ist, oder durch eine Installation der Komponenten, falls zuvor noch kein App-V bzw. Windows 10 im Einsatz gewesen ist. Das In-Place Upgrade ist jedoch nur möglich, falls bisher mindestens App-V in der Version 5.0 SP2 im Einsatz war. Für frühere Versionen von App-V muss zuerst ein Upgrade auf mindestens App-V 5.0 SP2 durchgeführt werden.
Wie oben beschrieben, sind die App-V Serverkomponenten weiterhin im MDOP-Paket 2015 zu finden. Um dieses herunterladen zu können, benötigt man eine MSDN Subscription. Wenn sie Windows 10 Enterprise oder Education nutzen, finden sie das Paket im Volume Licensing Service Center. Sollten sie vorher App-V im Einsatz gehabt haben, so müssen sie die Server Komponenten nicht erneut herunterladen. Diese haben sich seit der Veröffentlichung von App-V 5.0 nicht mehr geändert.
Der Sequencer wird über das Windows ADK bereitgestellt. Obwohl man den neuen Sequencer nutzen muss, um neue virtuelle Pakete zu erstellen, werden die alten, bereits erstellten, Pakete weiterhin funktionieren. Während der Installation des Windows ADK kann man den App-V Sequencer auswählen.

Abbildung 2: App-V Sequencer im Windows ADK, Quelle: https://technet.microsoft.com/en-us/itpro/windows/manage/appv-install-the-sequencer

Die größte Änderung betrifft den App-V Client. Wie oben schon beschrieben, wird mit Windows 10 Version 1607 der Client automatisch installiert. Während der Installation des App-V Clients migriert dieser auch die Einstellungen und Applikationen. Im Anschluss daran muss der Client aber noch aktiviert werden. Dies kann entweder über Gruppenrichtlinien oder mit Hilfe der PowerShell erfolgen. Nachfolgend die jeweiligen Schritte, die ausgeführt werden müssen.

Aktivierung über Gruppenrichtlinie:

  1. Öffnen des Group Policy Editors auf dem jeweiligen Device
  2. Navigiere zu Computer Configuration > Administrative Templates > System > App-V
  3. Wähle „Enables App-V Client“ und klicke anschließend in dem erscheinenden Fenster auf „Enabled“
  4. Zum Abschluss muss das Gerät neu gestartet werden

Aktivierung über PowerShell (alternativ):

  1. Öffnen eines PowerShell Fensters
  2. Dort „Enable-Appv“ eingeben und Enter drücken
  3. Neustart des Gerätes
  4. Um zu prüfen, ob der App-V Client aktiviert ist, erneut ein PowerShell Fenster öffnen und „Get-AppvStatus“ eingeben und Enter drücken

Im Anschluss daran muss der Client noch soweit konfiguriert werden, dass er Zugriff auf den App-V Publishing Server besitzt. Dies ist sowohl mittels PowerShell als auch dem Group Policy Editor möglich. Final muss noch geprüft werden, ob der Client von dort aus auch App-V Pakete empfangen und starten kann. Diese Verifikation kann ebenfalls mit der PowerShell durchgeführt werden. Ein detaillierter Ablauf für das Upgrade zu App-V für Windows 10, Version 1607, falls App-V schon im Einsatz ist, kann hier gefunden werden: https://technet.microsoft.com/en-us/itpro/windows/manage/appv-upgrading-to-app-v-for-windows-10-from-an-existing-installation.
Mit Version 1607 wurde auch eine ganze Reihe neuer Gruppenrichtlinien für App-V veröffentlicht. Eine Übersicht darüber kann unter dem folgenden Link heruntergeladen werden: https://www.microsoft.com/en-us/download/details.aspx?id=25250. Für App-V sind es 29 Gruppenrichtlinien, die in Version 1607 hinzugekommen sind.

Fazit

Die Änderungen in Windows 10, Version 1607 betreffen also hauptsächlich den App-V Client und in geringem Maße den Sequencer. An den Serverkomponenten hat sich gar nichts geändert. Auch die Voraussetzungen für Sequencer und Serverkomponenten haben sich nicht geändert. Generell kann man sagen, dass sich außer den Quellen, von denen die Komponenten bezogen werden, nichts geändert hat.

Teil 1: Grundlegendes zu App-V und UE-V in Windows 10, Version 1607
Teil 2: App-V Änderungen in Version 1607
Teil 3: UE-V Änderungen in Version 1607