Methoden, Mind-Set und Organisationskultur (Teil 2/6)
„Culture eats digital strategy for breakfast!“ (In Anlehnung an P. Drucker)
Made in Germany zeichnet Unternehmen und Manager mit Ambitionen, Leidenschaft und Innovationsdrang aus. Nun ist zu beobachten, dass die deutsche Wirtschaft gesättigt ist und sich auf Erfolgen der Vergangenheit ausruht. Droht so „Made in Germany“ zu „Made by China“ zu werden? Chinesische Forscher veröffentlichen mittlerweile genauso viele Fachartikel zum Thema KI wie amerikanische. Die globalen KI Hubs & Unternehmen liegen weit über unsere Grenzen hinaus.
Durch eine klare Vision, Mut, die richtigen Methoden und unsere technologisches Know-How lässt sich beispielsweise ein mittelständiger Maschinenbauer in ein KI fokussiertes Unternehmen weiterentwickeln.
Zu einer gelingenden Transformation empfehle ich deswegen einen Paradigmenwechsel. Entscheidend für die Organisation 4.1 ist das passende Mind-Set – im Management und bei den Mitarbeitern. Um die fortschreitende Komplexität handhabbar zu machen, sind neue Konzepte gefragt. Unsere Erfahrung zeigt: Transformation wird dann erfolgreich, wenn die, die daran mitwirken, frühzeitig einbezogen sind. Es ist wichtig, Menschen und Prozesse aufeinander abzustimmen und das volle Potential der Mitarbeiter frei zu setzen.
Eine aktiv gestaltete Unternehmenskultur mit den richtigen Methoden beeinflusst das Mind-Set der Einzelnen und steigert damit die Innovationsfähigkeit. Unternehmenskultur ist kein Selbstzweck und darf nicht einfach geschehen. Studien belegen, dass Unternehmen die ihre Kultur aktiv gestalten, höhere Umsätze und Renditen aufweisen. Der Umgang mit den Sorgen vor KI und der dahinterliegenden Psychologie des Wandels sind ein erster Schritt. Außerdem sollte im Zentrum der visionärer Erfinderreichtum mit den richtigen Methoden in Form neuer Geschäftsmodelle- und Prozesse stehen. Dazu und zu den kommenden Mind-Set Änderungen lade ich Sie ein.
„Innovation is a state of mind.“
Das wohl Wichtigste für eine erfolgreich gestaltete Innovation im Unternehmen ist das Mind-Set. Die Unternehmenskultur und das Mind-Set der Beteiligten kann als Gamebreaker für die Strategie wirken.
Um dies zu verhindern ist bei der Entwicklung neuer Geschäftsideen oder Prozesse wichtig: spielerisch, kunden-fokussiert, iterativ und partizipativ bzw. offen heranzugehen. Außerdem ist ein gesundes Prototyp Mind-Set hilfreich.
Einer der wichtigsten Grundpfeiler ist wohl das Mind-Set, dass Pläne scheitern dürfen. Ideen sollten deswegen spielerisch entwickelt werden. Dies ist auch im Kreieren von Innovation zulässig und gehört zu einer gesunden Fehlerkultur dazu. Dieses Lernen und Entwickeln kann auch abseits von üblichen Strukturen geschehen. Wir treffen uns beispielsweise sehr gerne in der firmeneigenen WG, wie bei der Konzeptionierung der Lösung für Make Your Wish Award 2019, und lassen dort unseren Ideen freien Lauf.
Der Kunde, sei es intern oder extern, sollte so früh wie möglich einbezogen werden. Dies kann durch neue Befragungsmethoden oder Testläufe mit Prototypen gesichert werden. Nur so lassen sich Lösungen und Ansätze zügig verifizieren oder verwerfen.
Mit iterativ ist gemeint, dass Produkte nicht jahrelange im Hinterzimmer strategisch bis ins letzte Detail geplant werden. Durch strukturierte Kreativmethoden mit kurzen Sprint-Etappen werden Fortschritte schneller erreicht und können wiederum viel besser für den Nutzer validiert werden.
Und, für mich selbstverständlich, ist es enorm wichtig, dass alle Beteiligten und Hierarchie-Ebenen in den Prozess involviert sind. Dies geht weit über die Unternehmensgrenzen hinaus und betrifft das Denken mit allen Stakeholdern und Kooperationspartnern.
Auf Grundlage der vorgestellten Mind-Sets können passende Methoden genutzt werden. Die Methoden befruchten und reichern Mind-Sets durch ihre Struktur weiter an. Mind-Set und Methode sind dynamische Mitspieler. Ohne das Mind-Set funktionieren die Tools nicht; ohne die richtigen Tools bleiben die Mind-Sets ungenutzt.
„Ideas are cheap, execution is gold!“
Um ein KI-basierendes Geschäftsmodell als ersten Prototyp zu erstellen und Lösungen zu finden, bieten sich mehrere Methoden an. Die Vielzahl von verfügbaren Methoden ist groß und je nach Situation gibt es passendere und weniger passende.
Google Sprint, BM Canvas, ML Canvas, Prototyping & Feedback Loop mit H20 oder Microsoft Cognitive Services.
Der Google Sprint dient dazu in wenigen Sitzungen vom Problem zu einem Prototyp zu kommen. Der Google Sprint ist eine strukturierte Kreativmethode. Durch ihn werden Lösungsfindungen und Prototypen weitaus schneller entwickelt als mit konservativen Methoden. Es findet kein monatelanges Email Pingpong zwischen den Abteilungen statt und alle relevanten Stakeholder arbeiten gemeinsam in einem Raum.
Das Business Model Canvas hilft, um das Geschäftsmodell zu erstellen und alle relevanten Informationen für Entscheidungsträger und Umsetzer auf einen Blick zu haben. Es dient als Rezeptsammlung für das Geschäftsmodell der KI-basierten Lösung.
Das ML Canvas unterstützt dabei, die zugrunde liegenden ML Ansätze zu visualisieren und dann zielgerichtet in die technische Umsetzung zu geben. Es eignet sich gut, um interdisziplinär an KI-Projekten zu arbeiten und jedem einen verständlichen Überblick zu geben. Trotzdem geht es technologisch in die Tiefe.
Die Feedback-Loop ist nützlich um einen frühen, in H2O oder Microsoft Cognitive Service erstellten, Prototyp beim Kunden zu testen. Das Tool gibt einen Rahmen für den iterativen Prozess: build, measure, learn & repeat. Ein Model wird gebaut, dann beim Kunden gemessen. Anschließend lernt man anhand der gewonnen Daten für zukünftige Lösungsstufen.
Folgende Fragen gilt es in dieser Thematik zu beantworten:
- Wie gestalten wir die Innovationskultur? (Aktiv)
- Welche Mind-set wollen wir ausbauen? (Partizipative Entwicklung)
- Welche Methoden und Tools Nutzen wir? (Google Sprint und Machine Learning Canvas)